Betty und Wilma werden Ritter

Wilma und Betty

Unsere Drachendamen haben Urlaub gemacht. Auf einer schönen Insel haben sie viele sonnige Tage am Strand verbracht. Eine kleine Hütte hatten sie und viele verschiedene Früchte, die sie essen konnten. In der Nähe war ein klarer Bach, an dem sie ihren Durst löschen konnten und so ließen es sich die beiden gut gehen.

Eines Tages sahen sie am Horizont ein Schiff herannahen. Drei Masten hatte es.

Je näher das Schiff nun kam, desto mehr konnten Betty und Wilma erkennen. Das Schiff war groß, aus Holz und hatte eine Galionsfigur. An jedem Mast war ein Segel, dass das Schiff vorantrieb. Ganz oben am mittleren war eine Flagge befestigt. Als das Segelschiff schon fast am Strand war, erkannten die beiden Drachen, was auf dieser Flagge drauf war; ein Totenkopf mit zwei gekreuzten Knochen darunter.

Piraten, na toll.

Diese wilden Gesellen beendeten mit Sicherheit die schöne Ruhe auf der Insel. Ihr müsst wissen, dass Piraten in der Gegend sehr raubeinige und laute Burschen sind.

Unsere Drachendamen sahen also zu, wie vierzig grölende Piraten auf den Strand stürmten.

Sie spritzen mit Wasser, wühlten den Sand auf und schrien herum. Sicher könnt ihr euch vorstellen, dass unsere Drachendamen sich erst einmal in ihre Hütte verzogen.

Die Piraten richteten sich ganz in der Nähe ein und schienen ebenfalls einen längeren Aufenthalt geplant zu haben. Sie trugen Kisten, Körbe, Säcke und vieles mehr über den Strand zu ihrem Lager.

Als die Piraten am Abend am Lagerfeuer saßen und schmatzend ihren Braten aßen, lauthals Lieder sangen und andauernd rülpsten, wurde es Betty und Wilma zu bunt. Sie stapften durch den Sand in ihr Lager und blieben erst vor dem Kapitän stehen.

Dieser sah die beiden Drachen überrascht an.

"Meine Herren, mein Name ist Betty, dies ist meine Schwester Wilma. Wir kommen aus der Kita Simeon und möchten hier ein paar ruhige und friedliche Wochen verbringen, ehe wir wieder nach Hamburg fahren. Somit sind sie nicht allein auf dieser Insel und es wäre ganz reizend, wenn sie ein wenig Rücksicht nehmen könnten. Wir wären ihnen wirklich sehr dankbar. Ein wenig Erholung haben wir doch alle verdient, nicht wahr?"

Betty sah den Piratenkapitän so freundlich an, wie es ging.

Es wurde auf einmal totenstill auf der Insel. Der holzbeinige Pirat erhob sich, baute sich vor den Drachendamen auf und fing an zu lachen. Erst leise, dann schallend laut und all seine neununddreißig Piraten fielen in das Gelächter mit ein.

Als sich der Pirat die Tränen vom Lachen aus den Augen wischte, sagte er: "Iss uns doch wurscht. Keiner sagt zu mir, Kapitän Holzbein Bill, was ich zu tun habe. Wir machen, was wir wollen und nun haut ab, bevor ich es mir überlege und euch ins Wasser werfe!" Nun stemmte Wilma ihre Hände in die Hüften. "Meine Schwester war sehr höflich und ich erwarte, dass sie ebenso höflich sind. Es ist doch nicht zu viel erwartet, ein wenig leiser zu grölen, zu furzen und zu rülpsen, einmal abgesehen davon, dass man so etwas auf der Toilette tut und nicht am Lagerfeuer wenn man nicht einmal allein auf der Insel ist."

Holzbein Bill sah Wilma nun böse an.

"Wenn ihr nicht augenblicklich verschwindet, dann werde ich Drachenbraten auf den Speiseplan setzen." "Das wagt ihr nicht! Eher gibt es bei uns Piratenragout!" Beide Drachen wandten sich verärgert um und gingen in ihre Hütte zurück. Die Kerle lachten wieder schallend laut.

Dort angekommen, schlossen sie alle Fenster und Türen zu und verkrochen sich unter der Bettdecke um sich zu beraten.

"Was sollen wir machen?"

"Reisen wir wieder ab?"

"Nein, auf keinen Fall. Wir lassen uns doch den Urlaub nicht von diesen Schurken verderben."

"Diese unfreundlichen und rücksichtslosen Piraten werden noch ihr blaues Wunder erleben."

Bis zum Morgen unterhielten sie sich darüber, wie sie die Horde wieder loswurden.

Plötzlich bemerkten sie, wie leise es auf einmal im sie herum war. Vorsichtig krochen sie unter der Decke hervor und sahen aus dem Fenster. Zwischen den Bäumen hindurch sahen sie das herunter gebrannte Feuer der Piraten. Die beiden Drachendamen verließen ihre Hütte, schlichen durch den Sand hinüber zum Lager der wilden Kerle und sahen sich um. Überall lag etwas herum; Flaschen, Butterbrotpapiere, Überreste von ihrem Abendessen, ein paar alte Socken und ein Pullover. Einige Palmen am Rande des Lagers waren umgeknickt und Kokosnussschalen lagen verstreut auf dem Boden. Je näher sie zur Feuerstelle kamen, desto mehr Piraten sahen sie im Sand liegen und schlafen. Einige hatten eine Wolldecke, andere auch ein Kopfkissen, wieder andere lagen ohne Bettzeug einfach im Sand. Holzbein Bill hatte ein Kissen, eine Decke und einen sehr dreckigen Lappen im Arm, mit dem er kuschelte.

Wilma flüsterte ihrer Schwester zu. "Die sehen ja ganz friedlich aus, wenn sie schlafen. Aber was für ein Dreck die hier gemacht haben... ich will hoffen, dass sie das wieder aufräumen."

Betty nickte und gemeinsam überlegten sie, was sie nun tun sollten.

Wie konnten sie die Piratenmeute loswerden? Zum Frühstück zogen sich die beiden Drachen wieder in ihre Hütte zurück und besprachen sich.

"Hast du gesehen, dass manche Piraten zwei Decken und einige gar keine hatten? Ich glaube, die Piraten sind nicht nur zu Drachen besonders unfreundlich, sondern auch untereinander."

"Das verstehe ich nicht."

Solange die Piraten noch schliefen, wollten die beiden Drachendamen den Tag noch genießen und gingen in dem strahlend blauen und warmen Meer baden. Sie schwammen umher und tauchten im klaren Wasser mit den Fischen. Es war herrlich; so sollte es immer sein. Doch kaum waren sie wieder bei ihrer kleinen Hütte und wollten frühstücken, als sie merkten, dass jemand in ihrer Hütte war. Die Tür stand offen und das ganze Essen war fort. Als sie zum Lager der Piraten sahen, fiel ihnen ein Pirat auf, der ihr Tischtuch in den Händen hielt und zu Holzbein Bill hinüber ging, der noch schlief.

Empört sahen unsere kleinen Freundinnen, wie der Pirat die Decke auf dem Boden ausbreitete und all ihre Lebensmittel zum Vorschein kamen. Betty schnaubte verärgert und Rauch stieg aus ihrer Nase empor. Auch ihre Schwester war sprachlos vor Zorn.

Gemeinsam stapften die beiden Drachen aus der Hütte und über den Strand zum Lager der Schurken.

Hinter dem Dieb stellten sie sich auf; alle anderen Piraten schliefen noch.

"Was fällt Ihnen ein?!" platzte es aus Wilma hinaus.

Der Pirat bekam einen solchen Schreck, dass ein einen großen Sprung macht und sich umdrehte.

Überrascht sah er in die beiden wütenden Gesichter der Drachendamen.

"Was?" Er fing an zu stammeln. "Wie? Ich hab nur was zu Essen besorgt für Holzbein Bill. Das mach ich immer so."

"Stehlen? Warum haben Sie sich selbst nichts mitgebracht oder zumindest höflich gefragt? Wir hätten Ihnen bestimmt etwas abgegeben, wenn sie und ihre Schurkenbande nicht so rücksichtslos gewesen wären."

Der Pirat sah verwirrt und ein wenig ängstlich aus.

"Gefragt? Was ist das denn? Und höflich... Rücksichts... was? Ich hab keine Ahnung wovon ihr Zwei sprecht."

Nun sahen sie dich Drachen verwundert an. Doch ehe sie etwas sagen konnten, wachte ein weiterer Pirat auf.

"He Schnauzbart Joe! Wo iss mein Essen?"

"Hier." Rief der, vor dem Betty und Wilma noch immer ratlos standen und warf dem zweiten Piraten eine Keule zu.

"Was hast du noch? Wirf mal ne Melone rüber. Von den Kokosnüssen hab ich genug."

Wieder flog Essen durch die Luft. Nach und nach erwachten die anderen Piraten auch und schrien Schnauzbart Joe zu, was sie wollten. Betty und Wilma nahmen sich ihr Tischtuch und die Reste von dem, was mal ihr Frühstück war und kehrten in ihre Hütte zurück.

"Hast du einen Piraten bitte oder danke sagen hören?"

Betty schüttelte den Kopf.

"Hast du mitbekommen, dass sie das Essen durch die Luft werfen und mit dem Mund auffangen?"

"Die haben sich nicht einmal gewaschen oder die Zähne geputzt."

"Und wie Schnauzbart Joe dich angesehen hat, als du gesagt hast, dass er hätte Fragen können...empörend. Was meinst du, sollen wir uns nicht doch eine andere ruhige Insel suchen?"

Wilma nickte. Lass uns schnell unsere Sachen einpacken und zu einer der Nachbarinseln reisen. Dort werden wir sicher unsere Ruhe haben."

Gesagt, getan. Schnell waren die Reisetaschen gepackt und die beiden Drachendamen schwangen sich in die Lüfte auf und suchten sich eine neue Insel, auf der sie nun einen ruhigen und erholsamen Urlaub verbringen konnten.

Sie waren schon über drei Inseln hinweggeflogen, als sie eine sahen, die ihnen sofort gefiel. Es gab einen kleinen Wasserfall, weiße Strände und genügend Palmen und Früchte, die sie essen konnten.

Da sie hier keine Hütte fanden, bauten die beiden Damen ein Zelt auf, dass sie sicherheitshalber dabei hatten. Zwei Stunden später lagen sie im Sand und genossen wieder die Sonne.

Doch lange blieb es nicht so...

Am dritten Abend auf ihrer neuen Insel hörten die Drachen Pferdegetrappel.

"Ich habe gar nicht mitbekommen, dass es hier eine Herde mit Pferden auf der Insel gibt und du?"

Wilma schüttelte den Kopf. Sie standen auf und gingen am Strand entlang, den Geräuschen entgegen.

Weit mussten sie nicht laufen, denn die Insel war klein. Am Ufer lag ein riesiges Schiff und da heraus sprangen Pferde mit ihren Reitern. Am Strand sammelten sie sich und kontrollierten ihre Ausrüstung: Sättel, Schilde, Schwerter, Rüstung...

Die beiden Drachendamen erschraken. Was war das hier? Was wollten denn Ritter mit ihren Rüstungen hier? Wollten sie zu ihnen? Betty und Wilma blieben stehen und sahen zu, was geschah.

Sie zählten die Ritter, die mit ihren Pferden das Schiff verließen... 41, 42, 43, 44,... insgesamt 50 Ritter saßen nach einer Weile auf 50 Pferden an ihrem Strand.

Plötzlich schien einer der Ritter unsere Freundinnen zu bemerken und kam herüber.

Er hatte eine glänzende Rüstung an, einen großen Schild mit einem Löwenkopf darauf und ein Schwert, das an seiner Seite hing. Das Visier des Helmes war unten, sodass Betty und Wilma das Gesicht des Mannes nicht erkennen konnten.

Vor ihnen blieb er stehen. Dann verbeugte er sich und sagte:

"Guten Tag, werte Damen. Mein Name ist Dietmar Furchtlos und ich bin ein Löwenritter. Ich hoffe, wir haben Sie nicht erschreckt." Wieder verbeugte er sich höflich.

Betty und Wilma waren immer noch ein wenig ängstlich, aber als der Ritter sein Visier hochschob und sie in sein freundliches Gesicht sahen, antworteten sie erleichtert.

"Ich bin Wilma, dass ist meine Schwester Betty. Wir kommen aus Hamburg machen hier Urlaub. Um ehrlich zu sein, haben wir uns schon erschreckt. Sie sind die ersten Ritter die wir treffen."

Dietmar Furchtlos verbeugte sich erneut.

"Es war nicht unsere Absicht, jemanden zu erschrecken. Ich bitte um Entschuldigung. Meine Männer und ich sind ebenfalls hier, um uns einige Tage zu erholen. Sollten wir Sie auf dieser Insel stören, werden wir sofort aufbrechen und uns eine andere Insel suchen."

Die Schwestern sahen sich an.

"Nun ja, wir haben unsere eigentliche Urlaubsinsel verlassen, weil dort eine unfreundliche Horde Piraten war. Mit denen haben wir sehr schlechte Erfahrungen gemacht."

"Piraten? Nun ja, sehr ungehobelte Gesellen. Ich darf Ihnen jedoch versichern, dass meine Männer und ich ordentliche Ritter sind. Wir halten uns stets an den Kodex der Ritterschaft."

Wilma sah den Ritter neugierig an.

"Was für ein Kodex ist das, wenn ich fragen darf?"

"Ihr dürft, holde Dame. Der ritterliche Kodex beinhaltet die Regeln, an die wir Ritter uns halten. Jeder, der Ritter werden möchte, muss sich an diese Regeln halten. Das lernen bei uns schon die kleinen Jungen."

Betty zieht die Augenbrauen hoch.

"Darüber würde ich gerne mehr erfahren, wenn es recht ist."

Der Ritter verbeugte sich erneut.

"Sehr gern. Würden die Damen eine Einladung zum Abendessen mit meiner Ritterschar annehmen? Dann könnten alle Fragen geklärt werden und Sie können sich persönlich von unserer Aufrichtigkeit überzeugen."

Gerne nahmen die Drachendamen die Einladung an, verabschiedeten Ritter Dietmar Furchtlos und gingen zu ihrem Zelt zurück. Diese Nachbarn machten einen viel freundlicheren und angenehmeren Eindruck als diese wilden Piraten.

Am Abend trafen sich die Drachendamen und die Ritterschaft am Feuer und aßen gemeinsam. Betty und Wilma fiel auf, dass jeder Ritter sein Besteck hatte und hervorragend damit umgehen konnte. Sie sprachen nicht mit vollem Mund und putzten sich nach dem Essen mit einer Serviette das Gesicht ab. Gemeinsam wuschen sie das Geschirr im Meer und verstauten es in einem Korb. Die Drachen waren begeistert, denn die Ritter waren alle so höflich, boten ihnen Sitzkissen, Speisen und Getränke an. Für die Erdbeerschokoladentorte, die Betty und Wilma zum Nachtisch mitbrachten, bekamen sie von den Rittern viel Lob und Anerkennung.

Endlich saßen alle satt und zufrieden am Feuer und Ritter Dietmar beantwortete den beiden Drachendamen alle Fragen über die Ritter.

"Was ist ein Kodex?" wollte Betty als erstes wissen.

"Nun," begann Ritter Dietmar, "ein Kodex nennt man die Verhaltensregeln, nach denen die Ritter leben. Es gibt 8 Tugenden und jeder Ordensritter hat ein Buch, in dem diese mit Erklärungen stehen." Aus der Tasche holte er ein kleines Buch heraus und gab es Wilma. Sie sah es sich genau an und bewunderte das Bild vorn drauf. Dietmar erklärte weiter.

"Das Bild darauf zeigt unser Wappen. Es ist ein Löwenkopf auf einem Schild. Genau wie auf unserer Ausrüstung. So kann jeder Ritter gleich erkennen, das wir zusammengehören."

Beeindruckt nickten die beiden Drachen.

Wilma schlug nun das Buch auf und las ihrer Schwester vor, was drin stand.

"Dies ist der Kodex des Ordens der Löwenritter. Ich gelobe mich an diese Regeln zu halten und nie dagegen zu verstoßen. Bei meiner Ehre als Löwenritter. Unterschrift: Ritter Dietmar Furchtlos. - Ritter Dietmar, könnten Sie noch erklären, was ein Orden genau ist?"

Der Ritter nickte. "Selbstverständlich. Ein Orden nennt man eine Gemeinschaft, in der Ritter leben."

"Ich danke Ihnen für die Erklärung."

Sie sah in das Buch und blätterte die Seite um. Dort stand in wunderschönen Buchstaben folgendes geschrieben:

"Tugenden der Ritter des Ordens der Löwen:

  1. Freundlichkeit: Ein Ritter hat zu jedermann höflich und freundlich zu sein.
  2. Würde: Jeder Ritter hält sich an das Gesetz und haut niemanden in die Pfanne, nur weil er diesen nicht leiden kann.
  3. Hingabe: Der Ritter erledigt alle Aufgaben ordentlich und sorgfältig.
  4. Tapferkeit: Ist jemand in Not, hilft der Ritter mutig, auch bei Gefahren.
  5. Großzügigkeit: Ritter teilen gerne was sie haben und fordern keine Gegenleistung.
  6. Bescheidenheit: Kein Ritter ist gierig, er nimmt nur das, was er braucht.
  7. Treue: Der Ritter ist ehrlich, hält zu seinem Freund und ist zuverlässig und petzt nicht.

Das sind ja ganz schön viele Regeln. Was geschieht, wenn sich jemand nicht daran hält?"

"Nun, es kommt zwar nicht vor, aber es gibt einen Ordensmeister, auch Großmeister genannt. Er ist der oberste Ritter und der würde dann entscheiden, was zu tun ist, wenn sich jemand nicht an die Regeln hält. In unserem Orden bin ich der Großmeister. Die anderen Ritter haben mich ausgewählt. Sie hören auf das, was ich sage und entscheide."

"Ist das wie "Chef sein"?"

"Ich habe Aufgaben, die in einem Ritterorden zu tun sind. Ich schlage Männer zu Rittern, ich plane unsere Reisen, habe Kontakt zu anderen Orden und passe auf meine Ritter auf. Ich denke, ich bin so etwas wie der Chef der Ritter."

"Sie schlagen Männer zu Rittern? Tut das weh?"

Ritter Dietmar lächelt.

"Nein meine Damen, keine Angst. Die Zeremonie, das ist der Brauch wie wir Dinge tun, hat nichts mit Schlagen zu tun, es heißt nur so. Es ist sehr feierlich, wenn ein Mann zum Ritter geschlagen wird. Wenn ihr wünscht, erzähle ich es euch."

Die beiden Drachendamen nickten eifrig.

"Nun, wenn ein Mann die Ausbildung zum Ritter macht, muss er sehr viele Aufgaben erfüllen. Er muss sich an die Tugenden halten und danach leben. Das ist am Anfang gar nicht so schwer. Wenn er das dann geschafft hat, kommt der Ritterschlag. Wie gesagt, es ist sehr feierlich. Wir treffen uns alle in unsere Halle und jeder hat seine beste Kleidung an. Der, der zum Ritter geschlagen werden soll, kniet mit einem Bein auf dem Boden und schwört den feierlichen Eid der Ritter des Löwenorden. Danach ziehe ich mein Schwert, tippe mit der Klinge auf seine Schultern und spreche einige Worte. Dann darf sich der neue Ritter erheben und wir feiern alle gemeinsam seinen Ritterschlag."

Mit großen Augen saßen die beiden Drachendamen da.

"Das ist ja aufregend. Könnten, zum Beispiel, wir Ritter werden?"

Betty sah ihre Schwester freudestrahlend an. Die Idee fand sie toll.

Ritter Dietmar sah die beiden Drachendamen an und nickte.

"Das hat es in der Geschichte der Ritter noch nie gegeben...ich muss erst darüber nachdenken. Ihr würdet gerne Ritterinnen werden? Das ist sehr ungewöhnlich."

Beide Drachen nickten sofort.

"Gut, dann würde ich dies mit meinen Rittern besprechen und Ihnen am Morgen unsere Entscheidung mitteilen, wenn es Ihnen recht ist."

"Das wäre reizend, vielen Dank. Ich denke, nun sollten wir uns in unsere Hütte zurückziehen. Ganz herzlich möchten wir uns bei Ihnen und ihren Rittern für den schönen Abend bedanken. Es hat uns sehr gut gefallen."

Ritter Dietmar verneigte sich.

"Auch wir sind sehr erfreut gewesen über zwei so liebreizende Wesen wie Sie. Zwei meiner Ritter werden Sie zu Ihrer Hütte geleiten, damit Ihnen nichts geschieht."

Sofort sprangen zwei Ritter auf und brachten Betty und Wilma heim. Alle Löwenritter winkten zum Abschied und wünschten den beiden Drachen eine angenehme Nachtruhe.

In ihrer Hütte angelangt, verabschiedeten sich auch die beiden Ritter, die sie begleitet hatten und fielen müde in ihre Betten. Jede der beiden malte sich aus, wie sie zur Ritterin geschlagen wurde und schlief dann friedlich ein.

Wir ihr euch denken könnt, haben die Ritter unseren Drachendamen erlaubt, bei ihnen echte Ritterinnen zu werden.

Die Freude der beiden war so groß, dass sie sogleich mit ihrer Ausbildung beginnen wollten.

Die Ritter machten sich mit Betty und Wilma auf den Weg zu ihrer Burg. Dort bekamen unsere Freundinnen ein Zimmer, in dem sie wohnen konnten.

Ritter Dietmar Furchtlos gab beiden das Buch mit dem Ritterkodex.

Die Ausbildung

Betty und Wilma bekamen richtigen Unterricht auf der Burg. Sie lernten die Tugenden kennen und lernten auch, wie man richtig kämpft, um sich zu verteidigen, oder um seine Kräfte mit denen eines anderen Ritters zu messen. Das geschieht bei sogenannten beliebten Ritterspielen.

Das könnt ihr doch auch mal ausprobieren, oder?

Betty und Wilma wurden von Woche zu Woche besser darin und tatsächlich gewannen sie hier und da auch beim Kräftemessen einen anderen Ritter.

Wichtigste Regel hier war immer: "Niemand wird bei den Spielen verletzt!"

Eines Morgens kamen Betty und Wilma zum Frühstück in den Speisesaal. Alle anderen Ritter waren schon da und schienen auf unsere Drachen zu warten.

Ritter Dietmar stand am Kopf der gedeckten Tafel und lächelte freundlich wie immer. In der Hand hielt er einen Brief. Betty und Wilma setzten sich auf ihre Plätze und hörten dem Ritter zu.

Meine Lieben Damen Betty und Wilma. Lange habt ihr mit uns trainiert, habt gelernt, wie man unsere Tugenden befolgt und nach ihnen lebt. Nun ist der Tag eurer Prüfung gekommen. Ihr werdet eine Aufgabe erhalten, die ihr tugendhaft lösen müsst.

Ich habe hier einen Brief, in dem mir ein Bürgermeister schreibt.

Liebe ehrenwerte Löwenritter, wie benötigen unbedingt die Hilfe eurer mutigen Männer. Wir müssen dringen Medizin herstellen, die unsere Kinder heilt. Dafür fehlt und Fransenblütenkraut. Dies wächst jedoch nur im Garten des großen Riesen Jötun. Kein Mensch wagt sich jedoch in die Nähe des Gartens, weil alle Angst vor diesem Riesen haben. Bitte helft uns!

Ritter Dietmar faltete den Brief zusammen und sah unsere Drachen an.

"Eure Aufgabe ist nun folgende: Besorgt dieses Kraut auf ehrlichste und ritterlichste Weise. Bringt das Kraut in die Kleinstadt Würmsi und kehrt dann zum Orden zurück."

Betty und Wilma waren sehr aufgeregt und ein wenig Angst hatten sie auch. Einem Riesen zu begegnen war etwas ganz Neues. Doch sie nahmen die Aufgabe an, packten Proviant für mehrere Tage ein und machten sich auf den Weg.

Jeder Ritter bedachte die beiden mit einem guten Ratschlag und wünschte ihnen Glück.

Als die beiden Drachen die Tore der Burg durchquerten sangen ihre Kameraden sogar ein Lied für sie.

Die Prüfung

Lange mussten Betty und Wilma wandern, über Berge und durch Täler, über Flüsse und Moor, durch Wälder und Wüsten. Doch das Wetter war gut und die beiden sangen den ganzen Tag fröhliche Lieder, die sie in der Zeit auf der Burg von den Rittern gelernt hatten.

Viel von dem, was sie dort gehört hatten war Minnesang und unsere beiden Drachen konnten das auch schon sehr gut.

Am vierten Tag kamen sie an ein riesiges Gartentor und einen riesigen Zaun. Vor dem Tor hing ein riesiges Schild, auf dem stand in riesigen Buchstaben: "Hier wohnt der Riese Jötun." Betty und Wilma kletterten an dem Zaun hoch und sahen in den Garten. Dort wuchsen riesige Blumen; orange mit pinken Tupfen, pinke mit orangenen Tupfen, karierte, gestreifte, farbenfrohe und farblose, schwarzweiße, runde, eckige, ovale, große, riesengroße alle möglichen Blumen wuchsen hier. Manche von ihnen schnappten sogar nach Fliegen und Bienen! Da an der Gartentür keine Klingel hing, kletterten die beiden vom Zaun in den Garten. Jede der Blumen am riesigen Wegesrand war viel größer als sie. Staunend gingen sie den weiten Weg bis sie vor einem riesigen Haus standen. In ferner Höhe hing ein Türklopfer, doch so sehr die beiden sich bemühten, sie konnten den Klopfer nicht erreichen.

Schließlich nahmen Betty und Wilma allen Mut zusammen.

"Wir werden Ritterinnen und sind tapfer! Auch wenn wir Angst haben werden wir mutig und tapfer sein."

Sie hielten sich an den Händen und riefen:

"Herr Riese Jötun!!! Wir hätten sie gerne gesprochen!! Könnten Sie wohl so freundlich sein und eben zur Tür kommen?"

Nichts geschah.

Sie riefen erneut.

"Sehr verehrter Riese Jötun, wir haben nichts Böses im Sinn. Bitte, würden sie die Türe öffnen und mit uns sprechen?" Sie warteten. Dann hörten sie schwere Schritte im Haus. Langsam ging die Tür auf und die Drachen sahen direkt auf die Knie eines Riesen. Dann hoben sie den Kopf und sahen in das grimmige Gesicht von Jötun. Betty schluckte schwer, sie hatte plötzlich einen Kloß im Hals. Wilma nahm Betty fester an der Hand und versuchte zu lächeln.

"Herr Riese Jö...Jötun...ich bin...wir wollten..." mehr bekam sie nicht heraus.

Der Riese sah auf die kleinen Drachen, die vor seiner Tür standen und wartete ab.

"Wir sind Betty und Wilma, Herr Riese Jötun. Wir hätten da mal...eine Frage, wenn es recht ist."

Der Riese zog die Augenbrauen zusammen und brummte:

"Was wollt ihr beiden denn nun. Ich bin sehr beschäftigt. Auch wenn ich euch recht amüsant finde...verschwändet nicht meine Zeit."

"Oh, das tut uns sehr leid. Das war gar nicht unsere Absicht, nicht wahr Betty?"

"Das stimmt Wilma. Herr Riese Jötun,..."

Der Riese unterbrach sie. "Ulf."

Betty und Wilma sahen den Riesen verwundert an.

"Ihr seit nett, nennt mich Ulf. Wollt ihr reinkommen?"

"Gerne, wir wollten Ihnen jedoch keine Umstände machen. Sehen Sie, unser Orden hat einen Brief bekommen. Darum sind wir hier." Ulf trat zur Seite und wies in die Küche.

"Tee?"

"Gern. Das ist sehr freundlich, danke."

Betty und Wilma wurden kurzerhand auf den Küchentisch gesetzt. Ulf holte drei Becher und goss Tee ein. Er setzte sich und fragte: "Was denn für ein Orden? Einen Brief? Ich habe niemandem einen Brief geschrieben."

Betty und Wilma, die nun keine Angst mehr hatten, erzählten nun von Anfang an, was bisher geschehen ist. Als sie von dem Brief berichteten, wurde das Gesicht von Ulf ernst.

"Die Leute erzählen immer schreckliche Geschichten über mich. Sie trauen sich aber nicht, mich kennen zu lernen. Lieber klauen sie das Kraut aus meinem Garten. Das geht doch nicht. Ich finde es sehr nett von euch, dass ihr zu mir gekommen seid. Das war sehr freundlich. So freundlich war noch nie jemand zu mir. Und ihr unterhaltet euch so angenehm mit mir. Das hat man heutzutage sehr selten. Ich will euch das Kraut gerne mitgeben, wenn ihr mir dafür einen kleinen Gefallen tut. Geht zu den Bewohnern und sagt ihnen, dass ich nicht gefährlich bin. Ich mag nur gern meine Ruhe haben, doch ab und an ein Schwätzchen halten ist auch in Ordnung. Nur nicht, dass sie immer Geschichten über mich erfinden. Das geht nicht."

Betty und Wilma nickten zustimmend und empört zugleich. 

"Dir wird das Kraut aus dem Garten geklaut? Das tun Ritterinnen nicht. Es ist unter unserer Würde, zu stehlen. So etwas ist unglaublich! Und das die Menschen Lügen verbreiten ist ebenso empörend." 

Und gleichzeitig hatten sie eine Idee.

"Warum kommst du nicht mit in die Stadt und die Leute lernen dich kennen? Ich bin mir sicher, dass wir gar nicht so viel Kraut tragen könnten, wie gebraucht würde. So können die Menschen gleich sehen, dass du sehr freundlich bist und sie keine Angst zu haben brauchen."

Der Riese überlegte lange, ehe er zustimmte. 

"Ich muss die Pflanzen jedoch erst ernten. Könntet ihr mir dabei helfen? Es geht dann sicher schneller."

"Klar, wenn du uns zeigst, was wir machen müssen, helfen wir gern."

Gemeinsam gingen sie in den riesigen Garten.

"Wisst ihr, Fransenblütenkraut muss man sehr sorgsam ernten, damit die Pflanzen nicht beschädigt werden. Meint ihr, dass ihr das schafft?"

Eifrig nickten die beiden und sahen zu, wie vorsichtig er war. Nach einer Weile konnten sie ebenfalls beginnen. Obwohl Gärtnern nicht zu ihren liebsten Tätigkeiten zählte, gaben sie sich sehr viel Mühe ihre Arbeit gut zu machen, damit Ulf zufrieden mit ihnen wäre. Tatsächlich sagte er nach getanem Werk: "Ihr beide habt mit so viel Hingabe und Sorgfalt gearbeitet, darum bin ich sicher, dass die Pflanzen nächstes Jahr wieder wachsen. Hättet ihr euch keine Mühe gegeben, hätten diese Kräuter es gemerkt und wären auf der Stelle verwelkt. Ihr habt das wirklich sehr gut gemacht. Ich danke euch!"

"In der Tat haben wir uns Mühe gegeben und danken dir dafür, dass du es bemerkt hast."

Da es schon Abend geworden war, planten die drei den Aufbruch für den nächsten Morgen.

Ulf packte einen Rucksack mit dem Kraut und einigen Broten und Tee. Den beiden Drachendamen wollte er noch schnell Waffeln backen und Limonade herstellen.

"Ihr seid so nett zu mir, da möchte ich euch unbedingt etwas geben, aber ich habe gar keine Ahnung, was Drachen so brauchen. Wollt ihr Gold und Silber? Davon hab ich etwas da. Oder vielleicht die schöne Uhr in der Küche? Die habe ich von meiner Mutter bekommen, als ich noch ein kleiner Riese war; sie ist noch nie stehen geblieben."

Betty und Wilma winkten ab.

"Das ist ganz reizend von dir, aber wir brauchen nichts. Wir sind froh, dass wir dich kennen gelernt haben und helfen können." "Komisch," sagte der Riese, "sonst wollen Leute doch immer etwas haben...aber nun gut, ich freue mich auch, euch kennen gelernt zu haben. Lasst uns gehen."

Die ersten beiden Tage verliefen schnell, denn Ulf kannte viele Geschichten und Lieder, die er unseren beiden Freundinnen erzählte.

Sie saßen abends am Lagerfeuer und aßen Waffeln mit Butter, Schinken und Brot und tranken Tee. Doch am dritten Abend sah Ulf erschrocken in seinen Rucksack.

"Oje, ich habe gar nichts mehr zum Essen. Und dabei bin ich doch so hungrig. Was mache ich nur?"

Wilma öffnete schnell ihren Beutel und holte ein Butterbrot heraus und brach es nicht in zwei, sondern in drei Teile. Den größten Teil reichte sie Ulf. 

Auch Betty öffnete ihre Tasche.

"Ich habe in meinem Beutel noch einige Rosinen, die gebe ich dir. Die machen ganz schön satt, du wirst sehen!"

Sie gab dem Riesen die Tüte, in denen die Rosinen waren. Der konnte vor Rührung gar nichts sagen. In unseren Drachendamen breitete sich ein sehr wohliges Gefühl im Herzen aus.

"Wisst ihr, das was sehr nett von euch beiden. Ihr habt auch nicht mehr viel und das teilt ihr dann noch mit mir. Ich würde euch gerne zum Dank eine kleine Geschichte erzählen, die mir in dieser Situation eingefallen ist. Es handelt sich um ein Märchen, wenn ihr es gerne hören wollt, erzähle ich es euch gern."

Begeistert nickten Betty und Wilma, setzten sich noch ein Stück näher an das wärmende Lagerfeuer und lauschten der tiefen Stimme des Riesen.

"Das Märchen heißt Sterntaler und geht so: Es war einmal ein Mädchen..."

Als die Geschichte beendet war, fühlten sich Betty und Wilma noch immer wohlig und warm im Herzen. Selten schliefen sie so gut, wie in dieser Nacht.

Am nächsten Tag sammelten sie im Wald Beeren, die sie dann aßen. Dazu gab es Tee und schon setzten die drei ihren Weg fort. In der Ferne tauchte Würmsi auf.

Ulf bekam nun bedenken, ob er wirklich mit in die Stadt hinein gehen sollte. Vielleicht fürchteten sich die Menschen so, dass sie auch Betty und Wilma nicht zuhörten.

Doch die beiden Drachen redeten Ulf gut zu.

"Wir sind bei dir und passen auf dich auf. Alles wird gut. Wenn die Menschen sehen, dass du ihnen das Kraut bringst, werden sie ihre Angst ganz schnell vergessen. Ganz bestimmt!"

Das überzeugte Ulf und sie näherten sich der Stadt.

Am Abend erreichten sie hungrig und müde die Stadttore. Die Wachen, die davor standen blickten ängstlich und mürrisch auf die drei.

"Was wollt ihr?"

Betty erklärte, was sie hier abliefern wollten und dass sie sich gerne an einem Feuer bei einem Teller Suppe wärmen wollten. Der Wachmann jedoch zeigte auf Ulf und schüttelte energisch den Kopf.

Ihr könnt von mir aus rein, aber der da bleibt draußen. Riesen haben in unserer Stadt nichts verloren."

"Nun, wenn das so ist, werden wir ebenfalls nicht in die Stadt kommen. Wilma, leg die Fransenblüten einfach vor dies Tor und dann gehen wir."

Die Wachmänner bekamen bei der Menge, die die drei aus den Taschen holten große Augen und da sie keine Lust hatten, die Kräuter zu schleppen, erlaubten sie schließlich, dass der Riese die Drachendamen begleitete.

"Oh, wärt ihr wirklich nicht in die Stadt gegangen?" wollte Ulf hinter der nächsten Straßenecke wissen.

Wilma schüttelte den Kopf.

"Nein, wir lassen Freunde nicht im Stich. Das gehört sich unter Rittern nicht. Wir sind treu."

Beeindruckt davon, ging der Riese weiter.

Vor der Apotheke standen viele Menschen, die auf die Ritterinnen mit den Kräutern warteten. Erschrocken sahen sie den Riesen an und gingen einige Schritte zurück.

Doch als sie sahen, dass Ulf die Kräuter bei sich hatte, lächelten sie ihn an.

"Wie überaus freundlich von Ihnen Herr Riese, dass sie uns die Kräuter bringen. Was für eine Gegenleistung möchten Sie haben?" Ulf musste nicht lange überlegen.

"Ich habe von meinen beiden Freundinnen hier viel gelernt. Und so fällt mein Wunsch auch ganz bescheiden aus: Ich möchte nicht, dass sich jemand vor mir fürchtet. Ich habe gerne meine Ruhe, aber ich bin kein Unwesen, nur weil ich zufällig ein Riese bin. Im Übrigen heiße ich Ulf."

Die Menschen in der Stadt waren anfangs zwar noch sehr zurückhaltend, aber eiligst wurden Tische und Bänke aufgestellt, ein großes Feuer wurde entzündet und aus allen Häusern kamen die Menschen mit leckeren Speisen und Getränken heraus. Während der Apotheker die Medizin für die Kinder herstellte, wurden unsere Drachendamen und Ulf mit viel Herzlichkeit übergossen. Schnell merkten die Menschen, dass sie sich vor dem Riesen nicht zu fürchten brauchten und schlossen ihn in ihre Herzen.

Am nächsten Morgen machten sich Betty und Wilma wieder auf den Weg zu ihrem Orden und verabschiedeten sich von den Würmsianern und Ulf, der noch eine Woche Urlaub in der Stadt machte. 

Für den Weg bekamen sie ein Stück Schinken, Butterbrote und Tee.

Ein paar Tage später kamen sie glücklich und zufrieden wieder im Orden an.

Sie berichteten den anderen Rittern beim Abendessen von ihren Erlebnissen mir Ulf.

Als sie ihren Pudding gegessen hatten, erhob sich Ritter Dietmar.

"Ihr Lieben, ich habe einen Brief von Ulf bekommen und der bestätigt alles, was ihr berichtet habt. Er findet, dass ihr es allemal verdient habt, den Ritterschlag zu erhalten. Und diese Meinung teilen wir. Morgen in der Frühe werden wir die Zeremonie des Ordens der Löwenritter abhalten und euch beide für eure Verdienste zu den ersten Ritterinnen schlagen. Herzlichen Glückwunsch!"

Alle Ritter klatschten Beifall und jubelten Betty und Wilma zu.

Noch nie waren die beiden Drachendamen so glücklich wie zu dieser Zeit.

Den nächsten Morgen konnten sie kaum abwarten. Sie badeten besonders lange, legten ihre schönste Kleidung an und traten in den Festsaal ein, als die Fanfaren ertönten und das Lied des Ordens aufgespielt wurde. (Bonnie Highland Hearts)

Alle Ritter standen Spalier, das bedeutet, dass sie am Rand des Ganges in einer Reihe standen, die Schwerter zum Gruß gezogen. Am Ende des Ganges stand auf einer Stufe Ritter Dietmar mit seinem Schwert.

Langsam gingen die beiden Drachen auf dem Gang, an ihren Ritterfreunden vorbei und blieben vor Ritter Dietmar stehen. Feierlich sprach der Großmeister Dietmar:

"Wir haben uns heute versammelt, um diese beiden Drachendamen, Betty und Wilma zu ehren. Sie werden den Ritterschlag erhalten, wie es bei uns der Brauch ist. Alle Tugenden, die unseren Kodex beinhalten, haben sie in zahlreichen Situationen in Ehren gehalten, sodass wir auch sie nun in unserem Orden in Ehren halten wollen. Betty und Wilma, kniet nun nieder, um den Ritterschlag zu empfangen."

Mit dem linken Bein knieten die beiden und zitterten vor Aufregung.

Leicht spürten sie kaltes Metall auf ihre Schultern tippen, während Ritter Dietmar die feierliche Formel sprach:

"Erhebt euch nun als ehrenwerte Ritterinnen des Löwenorden und gelobt dem Kodex treue!"

Langsam standen die Drachen wieder auf und leisteten gemeinsam den Ritterschwur.

"Wir geloben den Kodex zu achten, die Ritterschaft zu ehren und alles zu tun, um unseren Orden zu schützen und zu verteidigen. Wir geloben feierlich, dass wir das Leben beschützen und Frieden halten wollen, wie es im Kodex der Löwenritter geschrieben steht."

Beifallsstürme und Jubelrufe erfüllten die Halle, Musik wurde aufgespielt und Essen wurde herbeigetragen. Der Orden der Löwenritter feierte zwei Tage lang, einen pro Ritterschlag.

Am dritten Tag trafen sich unsere tapferen Ritterinnen mit Dietmar, denn sie hatten eine wundervolle Idee.

"Können unsere Kinder im Kindergarten auch Ritter werden? Ich kann mir bei vielen vorstellen, dass sie ganz tolle Ritter werden würden."

Ritter Dietmar nickte.

"Sicher, wenn sie eine ordentliche Ausbildung erhielten, ist das sehr wohl möglich. Doch ein Großmeister muss die Ausbildung überwachen."

"Wäret ihr bereit, unsere Kinder zu Rittern auszubilden?"

"Sicher, aber das kostet einige Vorbereitung. Ich muss meinem Stellvertreter sagen, was zu tun ist. Am Besten wäre es, ihr reist schon einmal in den Kindergarten und bereitet die Kinder vor und ich komme nach, sobald ich hier alles erledigt habe."

Zwei Tage später machten sich die Drachenritterinnen auf den Weg in den Kindergarten. Ob die Kinder wohl Lust hätten, echte Ritter zu werden?